Posted on August 23, 2017 at 10:58 AM
In einer Zeit, in der die Zusammenarbeit und damit die direkte Kommunikation unter Mitarbeitern immer wichtiger geworden sind, geht der Trend schon längst in Richtung Mehrpersonen- und Großraumbüro. Und nicht nur das, offene Bürolandschaften und dessen Mischformen gelten als zukunftsweisend. Sollen Mitarbeiter hier produktiv, zufrieden und ungestört arbeiten können, ist eine akustisch angemessen gestaltete Arbeitsumgebung unabdingbar. Lesen Sie mehr hierzu in diesem Fallbeispiel:
Lärm in Büros, durch verschiedene Geräuschquellen verursacht, wirkt auf Beschäftigte besonders belastend, sowie krankmachend und gilt sogar als „Störfaktor Nummer eins“ (VBG, 2012), wenn es darum geht, aufmerksam und effektiv zu arbeiten.Doch was macht die akustische Eignung eines Büros aus? Welche Faktoren beeinflussen diese maßgeblich? Und welche Maßnahmen gibt es, um Arbeitsbedingungen hinsichtlich akustischer Gegebenheiten zu verbessern?
Grundsätzlich lässt sich eine Unterscheidung treffen zwischen objektiv vorhandenen Schallereignissen und der subjektiven Wahrnehmung dieser. Kann man allgemein festhalten, dass bereits Geräusche ab einem Schalldruckpegel von etwa 30 dB(A) als belästigend eingestuft werden, so sind vor allem auch individuelle Erfahrungen und subjektive Erwartungen eines Menschen entscheidend dafür, was als unangenehm oder störend empfunden wird.
Um die akustische Eignung eines Büros zu untersuchen, ist die Bestimmung verschiedener raumakustischer Parameter notwendig. In einem ersten Schritt ist dies die Nachhallzeit.
Die Nachhallzeit stellt die zeitliche Dauer dar, die nach Abschalten einer Schallquelle vergeht, bis das Schallereignis nicht mehr hörbar ist. Eine lange Nachhallzeit erhöht dadurch alle (erwünschten sowie auch unerwünschten) Geräusche in einem Raum und reduziert gleichzeitig die Sprachverständlichkeit.
In größeren Mehrpersonenbüros ist die Nachhallzeit jedoch nicht der einzige wichtige Faktor, der eine gute Hörsamkeit ausmacht. Dies liegt an dem Umstand, dass durch die Reduktion der Nachhallzeit zwar die Lautstärke von Geräuschen und Sprache (z.B. Telefonate an entfernteren Tischen) herabgesetzt wird, die Sprache jedoch gleichsam klarer verständlich wird und damit sogar oftmals noch störender sein kann.
Daher ist es ab einer gewissen Bürogröße (gemäß VDI Richtlinie 2569, Entwurf 2016) wichtig, weitere raumakustische Parameter einzubeziehen, welche sich v.a. mit der Ausbreitung der Sprache im Raum befassen. Hierzu zählt die Bestimmung des Schalldruckpegels an benachbarten Arbeitsplätzen (wie laut hört der Nachbar die Sprache) und die sog. Abklingrate der Sprache (wie schnell wird die Sprache mit dem Abstand leiser).
Zur detaillierteren Untersuchung kann speziell in besonders großen oder komplex aufgebauten Büros die Sprachverständlichkeit als weitere Kenngröße hinzugezogen werden.
Die Sprachverständlichkeit kann mittels verschiedener Kennwerte erfasst werden, dabei ist der sog. Sprachübertragungsindex (Speech Transmission Index, STI) das aktuell am weitesten entwickelte und verbreitete Maß.
Die Sprachverständlichkeit ist umso besser, je größer der STI-Wert ist (Wertebereich von 0 bis 1).
Mit Hilfe der Sprachverständlichkeit kann gemäß DIN EN ISO 3382-3 u.a. der Ablenkungsabstand rD erfasst werden. Dieser Parameter beschreibt den räumlichen Abstand vom Sprecher, bei dem der Sprachübertragungsindex unter einen Wert von 0,50 (= ausreichende Sprachverständlichkeit) sinkt.
Einfach gesprochen: Je kleiner der Ablenkungsabstand, desto schneller sinkt die Sprachverständlichkeit im Büro – umso eher ist aber auch ungestörtes Arbeiten des einzelnen Beschäftigten an seinem Arbeitsplatz möglich.
Die raumakustischen Einflussfaktoren und damit potentiellen Problem- und Verbesserungspotentiale sind vielfältig: Zunächst einmal sind hier die Raumeigenschaften als solche zu nennen, so z.B. das Raumvolumen, die Raumoberflächen (d.h. raumbegrenzende Materialien, wie z.B. eine Betondecke) und die Form des Raumes. Weiter zu erwähnen sind Einrichtungsgegenstände (z.B. Möbelstücke) - und deren Beschaffenheit, denn je nach Material liegt eine spezifische akustische Wirksamkeit einer Oberfläche vor. Auch muss berücksichtigt werden, ob bereits raumakustische Maßnahmen vorliegen (z.B. schallabsorbierende Decken). All dies bestimmt die schallreflektierenden und –absorbierenden Charakteristiken des Raumes, im vorliegenden Fall des Büros.
Um die Arbeitsbedingungen hinsichtlich akustischer Gegebenheiten im Großraumbüro zu verbessern, werden schallabsorbierende und zudem in Mehrpersonenbüros auch schallschirmende Maßnahmen ergriffen. So kann die Nachhallzeit durch den Einsatz von Schallabsorbern optimiert werden. Schallabsorber bestehen grundsätzlich aus Materialien, die in der Lage sind, Schallenergie zu vermindern. Dies geschieht beispielsweise durch die Umwandlung des Schalldrucks in Wärme oder Bewegungsenergie. Es können verschiedene Arten von Schallabsorbern unterschieden werden: Schallabsorber für die Deckengestaltung (z.B. perforierte Rasterdecken), für die Wandgestaltung (z.B. Akustikpaneele) und Bodenbeläge (z.B. ein schwerer Teppich).
Das Ergebnis einer optimierten Nachhallzeit ist im Normalfall eine erhöhte Sprachverständlichkeit. Diese ist in Bezug auf die direkte Kommunikation zwischen den Beschäftigten sehr wünschenswert, wirkt sich aber, wie bereits erwähnt, auf das konzentrierte und effektive Arbeiten eines einzelnen Beschäftigten nachteilig aus, da man beispielsweise Gespräche anderer Kollegen nun zwar leiser hört, aber besser versteht. Im Rahmen der Gestaltung von Großraumbüros können hier schallschirmende Maßnahmen ergriffen werden, die Störungen untereinander minimal halten. Beispiele für schallschirmende Maßnahmen sind das Errichten von Stellwänden und Raumgliederungselementen. Schallschirme sollten dabei u.a. stets nah an der Schallquelle, von der die störenden Geräusche ausgehen, lokalisiert sein und mehr als die Hälfte der Raumhöhe hoch sein.
In unregelmäßigen Abständen veröffentlichen wir hier verschiedene Fallbeispiele zu unserer Arbeit. Aktuell sind die Folgenden online:
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