Akustikplanung in Bahnhöfen

Posted on November 18, 2015 at 11:00 AM


Bahnhofbeschallung

Die adäquate akustische Gestaltung und Beschallung von Bahnhöfen ist eine nicht zu unterschätzende Thematik. Dies wird jeder bestätigen, der seinen Anschlusszug auf Grund einer unverständlichen Lautsprecheransage schon einmal verpasst hat. Lesen Sie mehr hierzu in diesem Fallbeispiel:

Akustischer Spezialfall Bahnhof.

Ein Bahnhof oder auch U-Bahnhof ist eine spezielle akustische Umgebung. Einfahrende Züge und auch große Fahrgastansammlungen sorgen für ein hohes Störgeräuschniveau. Oftmals sind die raumbegrenzenden Flächen (Decken, Wände, etc.) mit schallharten Materialien belegt, sodass ungünstig lange Nachhallzeiten vorzufinden sind. Letztere verschlimmern zudem die Auswirkungen der Störgeräusche, da, den Nachhall bildende, Reflektionen zu einer Erhöhung der vorherrschenden Schallpegel führen. Konsequenz dieser Umgebungsbedingungen ist eine mangelnde Aufenthaltsqualität für die Fahrgäste in den Stationen durch ungenügende Hörsamkeit. Weiterhin sind diese Bedingungen sehr ungünstig, um verständliche Durchsagen mit Lautsprechersystemen erzielen zu können, da die erreichbare Sprachverständlichkeit stark von Nachhall und Störgeräuschen abhängt. Daher ist es notwendig, diese Besonderheiten bei raum- und elektroakustischen Planungen in Bahnhöfen zu berücksichtigen.

Definierte Zielsetzung

Raumakustik
Vorrangiges raumakustisches Ziel in Bahnhöfen ist zumeist die Schaffung einer akustischen Situation, in der eine adäquate und normkonforme Sprachbeschallung möglich ist. Die Schaffung einer adäquaten Umgebung für die Sprachkommunikation der Fahrgäste untereinander und einer angenehmen, subjektiven Hörsamkeit stellen häufig ein eher nachrangiges Ziel dar, da die Verweildauer (besonders in Stationen mit hohen Zugtaktungen) im Allgemeinen nicht sehr lang ist. Vorteilhaft ist jedoch, dass gute Voraussetzungen für die Sprachbeschallung ebenfalls die Hörsamkeit positiv beeinflussen. Ferner wirkt sich eine verringerte Störgeräuschpegelsituation auf beide Kommunikationswege positiv aus.
Elektroakustik
Auf elektroakustischer Seite besteht die Notwendigkeit vorrangig darin, eine Beschallung zu realisieren, die den gestellten Anforderungen genügt. Letztere können je nach Objekt in Richtlinien der Betreiber (d.h. z.B. der Deutschen Bahn) und / oder geltenden Normen (wie der DIN VDE 0833-4 im Fall von Sprachalarmanlagen) definiert sein. Zumeist mündet dies in der Forderung nach einer Sprachverständlichkeit von STI >= 0,5, was oftmals (v.a. in großen Bahnhofshallen und im Falle eines sog. "AllCall", d.h. Sammelruf) eine ambitionierte Zielsetzung ist, welche lediglich mit funiderter Planung realisiert werden kann.

Die Lösung: Individuelle Konzepte für jede Aufgabenstellung

Kombinierte Konzepte aus Raumaukustik und Beschallungstechnik:
Optimale Ergebnisse lassen sich (wie in nahezu jeder vergleichbaren akustischen Situation) durch eine passende Kombination aus raumakustischen und beschallungstechnischen Maßnahmen erzielen: Die Raumakustik schafft günstige Voraussetzungen, die von der Beschallungstechnik für eine hohe Sprachverständlichkeit und ein angenehmes Klangbild ausgenutzt werden können. Dies bedeutet jedoch, dass im Planungsablauf frühzeitig sowohl die raum- als auch elektroakustischen Aspekte berücksichtigt und aufeinander abgestimmt werden müssen. Ist dies nicht der Fall können das akustische Ergebnis und der ökonomische Aufwand unbefriedigend sein.
Rein elektroakustische Lösungen:
Ein noch komplexerer Fall ist der, dass z.B. i.R. des Denkmalschutzes keine oder nur unzureichende raumakustische Maßnahmen möglich sind. In diesem Fall ist es nötig, im Bereich der Beschallungstechnik "größere Geschütze", d.h. speziellere Lautsprechersysteme und -konzepte einzusetzen, um dennoch die gewüschte Sprachverständlichkeit zu erzielen. Als Faustregel lässt sich hier festhalten, dass je höher die Nachhallzeit im zu beschallenden Raum ist, desto größer die Richtwirkung (d.h. Bündelung) der verwendeten Lautsprecher sein muss. Dabei ist das Ziel, möglichst viel Direktschall zum Zuhörer zu bringen und gleichzeitig möglichst wenig Diffusschall (von raumbegrenzenden Flächen reflektierter Schall) entstehen zu lassen. Zudem ist zu beachten, dass ein ausreichender Beschallungspegel erzielt wird, um ein adäquates Verhältnis von Nutz- zu Umgebungsgeräuschen (durch Personen, Züge etc. erzeugt) zu erhalten. Dabei gilt es, auch den Fall einer Störung zu berücksichtigen - z.B. was passiert beim Ausfall eines Lautsprechers / einer Lautsprecherlinie? Je nach anzusetzender Richtlinie sind in diesen Fällen ebenfalls gegebene Grenzwerte einzuhalten.
Selbstverständlich gelten die hier im letzten Absatz beschriebenen Punkte nicht nur (aber eben besonders) im Fall rein elektroakustischer Lösungen, sondern auch bei kombinierten Konzepten aus Raumakustik und Beschallungstechnik.
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PROAID Fallbeispiele

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